Mythologie
Die Barmsteine - das Motiv für unser CD-Cover für "Sunn im Fels" (Bild unter "Aktuelles")
Im Zuge des Durchsuchens unseres Bergbilderfundus´ stießen wir auf jenes Bild, das ich vor Jahren geschickt bekommen hatte - die Barmsteine von der Morgensonne beschienen, der Mond jedoch auch noch da, genau im Raum zwischen den zwei Felstürmen. Sofort war klar - das war unser Bild. Und damit begann auch die Recherche - was hat es mit den Barmsteinen mythologisch auf sich.
Und spannenderweise fanden sich mythologisch sehr verschiedene Zugänge zu dieser Felsformation.
Die eine Sage, wonach der Fels früher eine geschlossene Erhebung war und die Gegenseite des Guten dort oben hauste, beim Wahrnehmen einer Frohnleichnamsprozession in Oberalm und dem begleitenden Weihrauchduft so die Fassung verlor, sodass dass der Raum, der nun frei ist, aus dem Fels herausgekratzt wurde. Außerdem spuke es seither dort.
Eine andere Sicht der Dinge beschreibt Heide Göttner-Abendroth: Das Wort "Barm" kommt aus dem Althochdeutschen und bedeutet "Schoß" . Die Form der Felsen mit dem Tal dazwischen ein Bild der Weiblichkeit. Die Beiden Felsen "Mondhörner" , ein weibliches Symbol.
Wie groß die Bandbreite der verschiedenen Zugänge doch ist!
Überall im Alpenraum gibt es sie, die Saligen und ihnen verwandte Wesen - wenn auch unter verschiedenen Namen. So findet sich etwa: Wildes Fräulein oder Antrische Dirn, Schneefräulein, Bergfrau, Fai oder Gana, (im ladinischen Gadertal), Kistàna, Vivàna oder Vivèna (im Fassatal), Guana, Engùana oder Anguana, (im ampezzanischen und im Trentino). Im Fersental und in den zimbrischen Sprachinseln ist sie die Salinghe, die hailige Frau oder das seelighe baible. Die Salvària, (Wilde) im Buchsteinischen kann sich auch in Tiere, z.B. in einen Fischotter verwandeln. Die Diales im Engadin weisen manchmal Ziegenfüße auf. Im slawischen Raum finden sich die Vilen. Für den Begriff „salig“ gibt es unterschiedliche Deutungen: Im Althochdeutschen bedeutet salig soviel wie gut, gesegnet, glücklich. Nicht ganz geklärt ist, ob der Begriff mit „Seele“ im Zusammenhang steht, wofür sprechen würde, dass die Saligen in Latzfons früher beispielsweise als „Selige Seelen“ bezeichnet wurden. „Antrisch“ erinnert an ans lateinische „antrum“ (Höhle) und „entrisch“ wird mit der Bedeutung „unheimlich“ und „uralt“ verknüpft.
Ihr Heim:
Die Wohnstätte der wilden Frauen befindet sich gewöhnlich tief im Fels oder im Inneren der Erde.
So heißt es in einer Sage:
"Im Tiroler Ötztal zwischen Kitzbühl und Unterastlen wohnten vor Zeiten wilde Fräulein. Sie hatten sich dort eine neun Stufen tiefe Höhle gegraben. Auch hatten sie einen eigenen Stein, auf dem sie sich sehen liessen und der deshalb "Frauenstein" hiess. Man sah sie oft auf demselben sitzen, wie sie ihre langen Haare kämmten und schöne Lieder sangen. Nahte sich ihnen ein Mensch, so zogen sie sich schnell in ihre Höhle zurück."
Die Grotte, die Höhle, besonders die der wilden Frauen ist ein Ort der Ruhe, Stille und Geborgenheit. Die unterirdische Höhle ist der regenerierende Raum, in dem alle zu neuer Kraft und zum innersten eigenen Wesen finden können.
"Oberhalb von Hochsölden, auf der Hamracher Alm gibt es "Freilaslöcher". Das sind Löcher, die tief in den Boden hinuntergehen. Wirft man Steine hinunter, macht der Hall den Eindruck, als ob er eine Stiege hinunterführte, über die die Steine rollen, und zuletzt, wenn sie ganz unten ankommen, hört man einen Ton wie das Klingen eines Kessels."
Höhlen - wie die Felsen überhaupt - sprechen auch durch die Klänge zu den Menschen. Wie in den Liedern der Saligen sagt der Schall etwas über die Entfernungen aus, über die Formen dessen, was sich jenseits befindet, über Gefahren und Gelegenheiten... Die alten Leute haben oft erzählt, dass sich in der Tiefe, am Ende der unterirdischen Treppen, die großen Kochtöpfe der Saligen befinden, denen man sich aber nur nähern darf, wenn man eingeladen ist.
Die Wohnstätte der wilden Frauen zeugt von der Tiefe, von der Verbindung mit der Erde und der beständigen Festigkeit des Gesteins. Verbunden mit dem sie umgebenden und schützenden Pflanzenreichtum, durch den sie ihre Lebensauffassung ausdrücken, wird diese Stätte nur wenigen zugänglich gemacht und niemals jemandem, der sich mit Neugierde oder Neid nähert.
„Liab, Liacht und Sunnawend“
Die Zeit der Fülle, des Lichts und der Lebensfreude. Sonnwendbuschen werden gebunden und das Johanniskraut entfaltet seine Heilkräfte.
Spring übers Feuer,
Funken fliagn
S´Leb´n hiatz und heuer möcht’ i liab’n
Leuchtkäferl tanzt
und Fledermäus’
Zauberkraut bliaht auf a neu’s,
spring übers Feuer,
Funken fliag’n
S´ Leb´n wü
S´Leb´n wü Di liab’n.
(c) I.W.